Der Satzklammer-Trick

Büroklammern auf einem Haufen

8 Sekunden Hop oder Top! Angeblich entscheidet die Gen-Z innerhalb von acht Sekunden, ob es sich lohnt, einem Inhalt weiter Aufmerksamkeit zu schenken. Die Alternative: Wegdrücken, weiterscrollen. Umso wichtiger ist es bei deinen Videos, Vorträgen, Podcasts, dass du es beherrschst verständlich zu sprechen. Du willst wissen, wie du Geschichten so erzählst, dass die Leute dir folgen können? Schauen wir uns jetzt an!

Serien, Filme, Reels, TikToks – überall sind Geschichten! Wir lieben es einfach unterhalten zu werden. Mal sind es die großen, mal die kleinen Geschichten. Aber sie haben alle eines gemeinsam: Sie nehmen uns mit in ihre Welt. Genau das ist auch unsere Aufgabe als Moderator oder als Vortragender. Wie machen wir das? Ein Beispiel:

Jede Bierzeltgarnitur dieser Welt hat einen solchen Satz schon hunderte Male gehört. Aber es geht besser. Die Geschichten, die wir erzählen, fangen erst durch die Verben eines Satzes an zu leben (mehr dazu liest du am besten direkt im Artikel Wunderkind Verb nach). Und damit in unseren Köpfen eine Geschichte entsteht, muss das Verb am besten so früh wie möglich im Satz kommen. Und ist bei dem Satz oben schiefgelaufen? “Der Kumpel Tobi” und das “hat geheiratet” stehen so weit auseinander, dass jeder zweite Zuhörende schon vergessen hat, um wen es eigentlich geht, wenn der Satz sein Ende erreicht. Die Satzklammer ist viel zu groß. Das passiert uns allen leider immer wieder. Aber warum ist das so?

Exkurs: Vergangenheit in der deutschen Sprache

Wichtig sind an dieser Stelle zwei Formen: Präteritum und Perfekt. Beide schauen wir uns kurz an:

Präteritum

“Tobi heiratete seine große Liebe.” – Großartig, “Tobi” und “heiratete” stehen direkt nebeneinander, die Geschichte beginnt. ABER: Das Präteritum benutzen wir in der Regel nur in der Schriftsprache. Gesprochen wirkt das Präteritum steif und unnatürlich.

Perfekt

“Tobi hat seine große Liebe geheiratet.” – So reden wir! Das Perfekt benutzt zusätzlich das Hilfsverb “haben”. Das steht vorne im Satz – das eigentliche Verb steht dann immer ganz am Ende. Wenn wir eine Geschichte erzählen ergibt sich das Problem: Bei “haben” entstehen keine Bilder im Kopf, erst bei “geheiratet” weiß unser Gehirn, welcher Film eigentlich gerade läuft. Bei kurzen Sätzen ist das kein Problem. Je mehr Informationen wir zu Tobi geben wollen, desto größer wird die Satzklammer (siehe Beispiel oben). Umso größer ist dann wiederum die Wahrscheinlichkeit, dass wir schon wieder vergessen haben, um wen es geht, wenn endlich das Verb kommt.

Und jetzt?

Wenn wir moderieren, präsentieren oder auch einfach nur anderen Personen etwas erzählen wollen, haben wir einen großen Vorteil: Niemand verlangt, dass wir grammatikalisch zu 100 % korrekt reden. Viel wichtiger ist, dass unsere Botschaft ankommt. Also gestalten wir die Satzklammer möglichst kurz, und geben erst danach unsere Zusatzinfos.

Damit geben wir den Zuhörenden die Möglichkeit, Schritt für Schritt die Informationen zu verarbeiten. Erst kümmern wir uns um das Heiraten, dann um die Party. Das Zuhören wird angenehm, niemand muss sich stark konzentrieren, um die Sinnzusammenhänge zuordnen zu können.

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