Wie schön, dass du dich für Moderation interessierst. In diesem kleinen Ratgeber habe ich die zehn Aspekte zusammengefasst, die für mich ein guter Startpunkt sind, um an der eigenen Moderation zu arbeiten. Wenn du noch neu bist und beispielsweise beruflich häufiger durch Veranstaltungen, Workshops oder Online-Meetings führst, dann werden dir diese Aspekte helfen, deine Moderationen auf ein anderes Level zu heben. Wenn du schon Profi bist, dann nimm die Aspekte einfach als Reminder, denn eines ist auch klar: gute Moderation ist auch viel Arbeit und Wiederholung – und im besten Fall jede Menge Spaß.
1. Kenne dein Publikum
Moderation hat vor allem das Ziel, zu verbinden. Das Leben ist vielschichtig, hektisch, durcheinander. In dem Wirrar bitten wir unser Publikum um seine Aufmerksamkeit und leiten es hin zu dem Thema, dem Programmpunkt, dem Beitrag, der als Nächstes kommt. Je besser wir uns als Moderierende vorstellen, in welcher Situation das Publikum grade steckt, desto besser können wir es dort abholen, wo es ist.
2. Erzeuge Bilder im Kopf
Film ab! – Wenn uns jemand ein paar kostbare Minuten seiner Zeit schenkt, um unseren Moderationen zuzuhören, dann ist es unsere Aufgabe, die Person gut zu unterhalten. Bereit? Finger auf die Fernbedienung – zweimal nach links klicken auf den Play-Button und schon brüllt der Löwe im Vorspann. Je bildlicher wir sprechen, desto einfacher fällt es zuzuhören und desto mehr Raum kann unsere Moderation einnehmen. Wie du zum Beispiel mit Verben ganz detaillierte Gefühle erzeugen kannst, liest du in diesem Blog-Beitrag: Wunderkind Verb.
3. Kommuniziere mit den Zuhörenden
„Wie geht’s euch eigentlich so?“ – Ganz ehrlich, wer erwartet denn hier eine Antwort von jedem der 1000 Menschen aus dem Publikum? Aber es zeigt doch: Ihr seid mir nicht egal, ich bin einer von euch. Ich bin ein großer Fan davon, auch mit großem Publikum so zu sprechen, als würde mein Lieblingskollege vor mir stehen. (Auch da erwarte ich übrigens meistens keine ausführliche Antwort.)
4. Halte dich kurz
„Also eigentlich ist das schon manchmal in Ansätzen ääääh, vielleicht falsch!“ Ne, das waren dann doch zu viele Worte. Moderationen an sich müssen (je nach Medium) nicht zwingend kurz sein. Was allerdings den Unterschied macht zwischen einer professionell wirkenden Moderation und einer Alltagsmoderation, das sind zu viele Worte in einem Satz, die keinen Inhalt haben. Sprichst du frei, dann gehört viel Übung dazu, die „leeren“ Worte zu verbannen. Schreibst du Moderationen auf, dann setz dich einfach einmal hin und streiche jedes Wort durch, ohne das deine Sätze den selben Inhalt transportieren. Die Taktik hilft dir übrigens auch beim Freisprechen, schneller auf den Punkt zu kommen.
5. Stelle deine Sätze um
Worte sind wie Sand, der durch ein Sieb rinnt. Grade wenn nur gesprochen wird, ist es für viele sehr schwer Informationen aufzunehmen und zu speichern. Werden deine Sätze zu lang, dann vergessen deine Zuhörenden bis zum Satzende schon wieder, was du zu Beginn gesagt hast. Und das Problem dabei ist: Das Verb steht am Ende eines Satzes – und das wiederum transportiert ziemlich viel Inhalt. Zwischen „Ich war in der Kirche und habe geheiratet“ und „Ich war in der Kirche und habe gegessen“ liegen inhaltliche Welten, obwohl sich nur ein Wort verändert hat. Das Gehirn deines Publikums muss quasi alle Informationen speichern, bis du ihm letztendlich mit dem Verb sagst, wie die Informationen bewertet und gespeichert werden sollen. Damit du es deinem Publikum leichter machst, gibt es ein paar Tricks. Die erkläre ich dir in meinem Blog-Beitrag: Der Satzklammer-Trick.
6. Nutze die richtigen Hilfsmittel
Je nach Medium (Radio, Fernsehen, Podcast, Live) gibt es verschiedene Hilfsmittel, die dich beim Moderieren unterstützen. Im Radio hast du beispielsweise die Option, deine Moderation Wort für Wort aufzuschreiben und vorzulesen. Je nach Länge und vor allem je nach Effekten und Tönen, die während der Moderation eingespielt werden sollen, macht das durchaus Sinn. Für ein Live-Event ist wörtliches Aufschreiben eher unbrauchbar. Moderationskarten mit Stichworten sind an der Stelle wohl sinnvoller.
Ich mag es, bei den Hilfsmitteln offen zu bleiben und immer mal wieder Neues auszuprobieren. Je nach Erfahrung verändern sich auch deine Fähigkeiten und ein Hilfsmittel, das vor Jahren noch gut funktioniert hat, passt inzwischen vielleicht nicht mehr zu deinem Stil.
7. Übe deine Moderation
Besonders Anfänger unterschätzen häufig genau diese Routine: Lautes Üben der eigenen Moderation. Klar, erstmal fühlt es sich ein bisschen komisch an, zuhause im Schlafzimmer vor dem Kleiderschrank zu sprechen. Aber du wirst erstaunt sein, wie häufig grade das laute Probemoderieren auf genau die Stellen hinweist, die noch nicht richtig vorbereitet sind.
8. Streiche Floskeln
Folgendes passiert: Du bist nervös, du bist unsicher und du moderierst. Dann kommt die Stelle, an der ein Gehirn sich denkt: „Jau, da habe ich einen klugen Satz, den ich schon kenne“. Altbekanntes suggeriert immer eine Art Sicherheit. Und du sprichst die Floskel, die jeder schon x-mal in seinem Leben gehört hat.
Auf der anderen Seite sitzen im Publikum jede Menge Gehirne, die unterhalten oder informiert werden wollen. Kommt die Floskel daher, denken sich diese Gehirne: „Kenn ich schon, langweilig!“ Und damit verlierst du dann die Aufmerksamkeit.
Mein Tipp: Fasse lieber die Aussage der Floskel noch einmal in deinen eigenen Worten zusammen oder wandle die Floskel so ab, dass in dem jeweiligen Zusammenhang eine kluge neue Aussage entsteht (was allerdings nicht immer funktioniert).
9. Sprich langsamer
Viele neigen dazu, schneller zu sprechen, wenn sie nervös sind oder sich unwohl fühlen. (Es gibt verschiedene Erklärungen dafür, schreib mir gerne, wenn dich das interessiert: Kontakt). Das Ergebnis sind „Ähms“ und Verhaspler. Ein erster Lösungsversuch ist einfach: versuche aktiv langsamer zu sprechen. Vermutlich bist du schneller geworden, als du normalerweise sprichst. Natürlich können wir auch in einem Coaching der Frage auf den Grund gehen, woher die Nervosität eigentlich kommt. Das wäre dann eine tiefere Analyse, die mir immer sehr viel Spaß macht und auch extrem individuell ist. Manchmal ist es aber auch einfach okay, nervös zu sein, und mit ein bisschen Erfahrung breitet sich auch wieder Entspannung aus.
10. Sei du selbst
Wenn ich nur einen Tipp äußern dürfte, dann wäre es dieser Tipp. Wir haben alle ein Bild vor Augen, wie eine Moderation zu sein hat. Und das ist Quatsch. Ein Publikum hat viel lieber eine Person, die authentisch mit Haltung über ein Thema spricht, als jemanden, der auf schlechte Art und Weise versucht, einen anderen Moderator oder eine andere Moderatorin nachzumachen. Nicht falsch verstehen: Es gibt ganz viele Aspekte, an denen du als Moderator:in arbeiten kannst und die deine Überzeugungskraft und deine Souveränität stärken. Aber das Wichtigste sollte immer bleiben, dass du dich in der Rolle „Moderator:in“ wohlfühlst.
Diese Top 10 ist eine kleine Übersicht, über wichtige Aspekte der Moderation. Wenn du mehr darüber wissen willst oder Lust auf ein Coaching hast, dann melde dich bei mir: Kontakt.

